20.05.2024,
19:30
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Pygmalion Theater Wien
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Um Not zu wenden dichtet der Dichter. Er dichtet das Wort, ver-dichtet das Wort. Es ist ihm Not-wendigkeit zu dichten, zu ver-dichten. Das Wort hat Macht und der Dichter ver-wendet sie. Zum Guten. Denn das Wort wird nicht selten auch zum Schlechten ver-wendet – ver-wandelt. Dann wandelt es durch die Welt und ver-dreht die Welt. Weil sich das Wort drehen und wenden läßt. Weil es drehbar und wendig ist. Weil es ge-braucht und miß-braucht werden kann.
Wort ist auch Waffe. Waffe der Unbegabten, um sich an der Ungerechtigkeit der Welt zu rächen. Waffe der Klugen, um Welt wieder herzustellen – sie her zu stellen. Wo aber Waffe – da auch Kampf. Torheit kämpft gegen Klugheit. Torheit bezeichnet Klugheit als Torheit. Und Klugheit schweigt... So bleibt die Klugheit als Torheit be-zeichnet, ge-zeichnet und kann sich nicht wehren. Oder doch?
Ob Wahrheit eines Tages ans Licht kommt? Torheit hat die Begriffe schon so sehr verwirrt, daß zuweilen auch Klugheit an der Wahrheit zweifelt, ver-zweifelt. Torheit aber hält sich für klug – Torheit spricht eine andere Sprache als Klugheit, weshalb sie sie nie verstehen wird, und sie stets weiter bekämpft...
So oder ähnlich fühlt wohl der Dichter, wenn er Erkenntnis erlebt. Dann bleibt ihm nur ein Weg, ein Aus-Weg: Dichten. Erkenne, wer kann.
Ehre, wem Ehre gebührt: dem Wort. Es soll an diesem Abend im Mittelpunkt stehen, geehrt werden, "denn durch das Wort ist alles geworden, und ohne das Wort ist nichts geworden, was geworden ist..."
Martin Ploderer liest Ge-dichtetes, Ver-dichtetes aus vielen Jahrhunderten, um dem geschlagenen, geprügelten Wort wieder zu seiner Ehre zu verhelfen. Er würde sich freuen, Sie/Dich bei dieser Gelegenheit auch ein bißchen be-glücken zu dürfen. Momente des Glücks, des geschriebenen, des gesprochenen, des gelesenen, er-lesenen Glücks...
Lesung - Martin PLODERER